Sich vor einer starken physischen Anstrengung aufzuwärmen, vor einem Training, einem Wettkampf oder einem Konzert (selbstverständlich wenn wir es sind, die spielen) ist sowohl eine Frage der Technik als auch des Feingefühls. Mit Sicherheit gibt es – je nach Art der Tätigkeit, die wir uns zu tun anschicken – Verfahren, die sich als optimal – die besten – für das Ziel erwiesen haben, das wir anstreben; die Wirksamkeit dieser Techniken wird von unserem individuellen Feingefühl abgewogen werden, sowie von der neuromuskulären Fertigkeit, die wir nach und nach erwerben werden. In anderen Worten, eine Reihe von Übungen, ihre Abfolge und die Art und Weise, die Bewegungen auszuführen, zu ermitteln, garantiert nicht schon allein, dass man damit ein Ergebnis erzielt, weder in Sinne des Stoffwechsels noch im Sinne der Performance. Das, was stärker ins Gewicht fällt, einen Unterschied zu machen, sind zwei Faktoren, die ich, in Ermangelung einer gängigen Terminologie, Wille und Fähigkeit zum Hinhören nennen werde.Die Fähigkeit zum Hinhören ist die Fähigkeit, uns in Echtzeit – und auf die richtige Weise – des Zustandes unseres Körpers und unserer wesentlichen Emotionen bewusst zu sein. Ein weit fortgeschrittener Athlet oder Musiker weiß immer zu sagen, wann die eigenen Muskeln, Sehnen und Gelenke zu einer Anstrengung bereit sind, wie sehr sie sich an diesem gegebenen Tag fordern dürfen u u nd in welcher Weise die Ausführung des technischen Gestus (also per Definition: die spezifischen Bewegungen, die der Athlet oder der Musiker ausführt und die für ihre Tätigkeit charakteristisch sind) abgeändert werden muss: Unbezahlbare Qualitäten, sowohl für die sportliche Langlebigkeit als auch für die Performance an sich. Der Wille ist die Fähigkeit, die Aktivität der Körperfunktionen zu potenzieren. Arnold Schwarzenegger, der darüber hinaus, dass er Schauspieler und außerdem Gouverneur Kaliforniens ist, auch der wahrscheinlich bekannteste professionelle Bodybuilder aller Zeiten war, gelang es, die Durchblutung seiner Muskeln einfach durch einen Willensakt zu steigern. Natürlich ist das keine Eigenschaft, die man entweder ganz oder gar nicht besitzt… doch ihr werdet gut verstehen, dass sie einen ganz schönen Unterschied machen kann. Und dabei ist es nicht wichtig, dass ihr kein Bodybuilder seid, sondern ein Marathonläufer oder eine Cellistin. Vorausgesetzt, dass keiner völlig bar jedes Willens und jeder Fähigkeit zum Hinhören sei (es sei denn, aufgrund eines Krankheitszustandes oder einer physiologischen Veränderung), lassen sich im Allgemeinen beide Eigenschaften verbessern. Es ist nur ziemlich schwer, das zu tun… so aus der Ferne. Nichtsdestoweniger kann schon das Bewusstseinum diesen Aspekt der menschlichen Physiologie (also das Nachdenken über das Thema und die Lust, zu Trainieren und der Sache auf den Grund zu gehen) einen Qualitätssprung verursachen; sehr wichtig sind auch Freude und Lust zum praktischen Handeln. Sprich: Es ist schwierig, wieder umzukehren, wenn man einmal die Ahnung eines höheren technisches Niveau bekommen hat.
ins Deutsche übersetzt von Elisabeth Becker Bild: Arnold Schwarzenegger – mit freundlicher Genehmigung von Finalciak.com