Wir hatten im letzten Post gesagt, das der technische Gestus allein nicht ausreicht, um ein gutes Warm-up vor einer intensiven physischen Anstrengung zu garantieren. Aus welchen Gründen? Auf der einen Seite stellen wir fest, dass der technische Gestus – auch, wenn er leicht ist – für Muskeln, Sehnen und Gelenke schon ziemlich anstrengend ist: der Gestus des Laufens zum Beispiel (auch langsam) reizt beachtlich die Achillessehne, die Knie, den Rücken. Vielleicht hat ein Marathonweltmeister einen Körperbau, der diese Reizungen gut verträgt, aber dem Herrn Buchhalter Maier oder Frau Müller rate ich lebhaft davon ab. Und außerdem könnt ihr euch sicher sein, dass kaum ein Laufprofi zu laufen beginnen, ohne vorbereitende Bewegungen gemacht zu haben! Auf der anderen Seite hat der technische Gestus selten die Weite und die optimale Schnelligkeit der Ausführung, um einen Muskel oder eine Sehne gründlich aufzuwärmen: Ein Muskel wärmt sich beispielsweise dann gut auf, wenn er in seiner ganzen Spannweite von der Bewegung angesprochen wird und wenn die Bewegung die richtige Geschwindigkeit hat, bezogen auf die momentane energetische Verfassung. Um beim Laufsport zu bleiben, wenn wir an die motorischen Möglichkeiten der Hüfte denken (also des Oberschenkels in Bezug auf das Becken), werden wir uns darüber klar, dass der Gestus des Laufens nur einen kleinen Teil dieses Potentials darstellt und dass er viel zu schnell erfolgt, um die metabolische Aktivierung der miteinbezogenen Muskeln zu begünstigen Aber – wird der scharfsinnige Leser einwenden – wenn die Hüfte sowieso einen begrenzten Ausschlag hat, wenn ich laufe, wozu soll es mir nützen, sie mit weiteren Bewegungen aufzuwärmen? Richtig beobachtet. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass Sehnen und Muskeln, wenn sie arbeiten, sich in toto aktivieren, auch wenn der Ausschlag der Bewegung begrenzt ist: Es gibt also keine Bewegung, die nur einen Teil eines Muskelkopfes oder einer Sehne in Aktion versetzt. Daher die Notwendigkeit, einen Muskel gut aufzuwärmen, auch wenn er lediglich auf einen Teil seines kontraktiven Ausschlags hin angesprochen werden soll; wenn wir im Kopf behalten, dass die aufwärmende Reizung, die wir mit Bewegungen maximalen Ausschlags erhalten können, viel effizienter und intensiver ist, lässt sich die richtige Strategie demzufolge ableiten. Halten wir darüber hinaus, als generelle Regel (und als dem entgegengesetzt, was uns die Intuition uns glauben machen könnte), daran fest, dass ein Muskel sich viel stärker und besser aufwärmt, wenn er langsam gereizt wird. Im nächsten Post werden wir uns mit dem physiologischen Vorgehenbeschäftigen; wir werden also alle technischen Werkzeuge haben, um die effektivste Aufwärmroutine zu entwerfen, die man sich denken kann.
ins Deutsche übersetzt von Elisabeth Becker Bild mit freundlicher Genehmigung von tothenextlevel.org